Thomas Späth baut eine Kanzlei nach seinem Verständnis der Digitalisierung auf. Er forscht zum Thema, hat devatax mit entwickelt und sieht in der Blockchain die kommende Revolution, von der wir dachten, sie sei mit dem Internet schon verwirklicht. Besonders interessant: Er zeigt, wie sich die Digitalisierung auch in der Steuerberatung ganz konkret umsetzen lässt.
Meilenstein eins befasst sich mit der Definition von Digitalisierung. Zu Beginn stelle ich Werkzeuge zur Planung und Umsetzung digitaler Projekte vor. Diese Tools werden später auch bei der Musterkanzlei eingesetzt. Daher erläutere ich die Gründe für die Entscheidungen und die damit verbundenen Probleme.
Planung
Ausgangspunkt ist ein Problem, das jeder Steuerberater kennt. Neben der täglichen Arbeit sind noch viele andere Themen entscheidend. Für diese Themen bleibt nur wenig Zeit. Man läuft daher Gefahr, diese Themen zu schieben. Sie sind aber wichtig. Eine gute Planung schafft die Ressourcen dafür.
Ein gutes Tool für diesen Zweck ist Trello. Es eignet sich insbesondere bei großen und vielen Projekten. In Trello werden Projekte oder ihre Aufgaben als Karten dargestellt. Hier können auch Checklisten und Fristen angeheftet werden. Über Farben können die Karten weiter beschrieben werden. Die Karten werden dann in Abhängigkeit vom Status in Listen aufbewahrt. Die Reihenfolge der Karten gibt die Prioritäten der Aufgaben an. Dadurch ist eine Zusammenarbeit sehr gut möglich. Probieren wir es aus!
Taxenius ist ein Megaprojekt. Daher eignet sich das Tool hier gut. Wollen Sie ihre Kanzlei digitalisieren, gilt gleiches. Trello hilft, die Projekte mit Erfolg durchzuführen.
Für das Projekt habe ich ein Board erstellt. Hier zeigen die Karten die einzelnen Aufgaben im Meilenstein an. Die Meilensteine werden dabei durch Farben angezeigt. Auf den Karten habe ich Checklisten verknüpft. Die einzelnen Punkte der Checkliste zeigen dabei die Schritte an, um die Aufgabe zu erfüllen. Damit können sie den Fortschritt bei den einzelnen Aufgaben verfolgen.
Das Board für dieses Projekt habe ich veröffentlich. In meinem Trello-board können Sie daher die Projektplanung und die Fortschritte verfolgen. Oder hinterlassen sie mir Kommentare auf meinem Weg. Das ist Digitalisierung 😉
Internet
Meine Definition für Digitalisierung fordert Flexibilität. Noch wichtiger ist client experience. Das stellt neue Herausforderungen an den digitalen Auftritt.
Denn in dieser Welt ist kein Platz für statisch designte Visitenkarten. Viel wichtiger sind schnelle Anpassungen. Der Auftritt muss nicht durchgeplant sein, sondern sich mit dem Kunden entwickeln. Dennoch sollte die Seite ansprechend sein. Auch müssen Mitarbeiter ohne großen Aufwand die Seite pflegen können. Dabei sollte Freude zum Experimentieren aufkommen. Da das Handy für Kunden immer wichtiger wird, muss "Mobile First" gelten. Das heißt die Anzeige und Inhalte sind auf Smartphones optimiert. Schließlich muss die Seite sicher sein und zwar sowohl rechtlich auch als technisch.
Es gibt zahlreiche Ansätze für die Umsetzung von Internetseiten. Erstens Content Management Systeme, ihre Stärke liegt in ihrem strukturellen Ansatz. Zwar können sie dadurch Inhalt und Darstellung gut trennen. Auf der anderen Seite sind die Strukturen in Stein gemeisselt und die Einrichtung ist teuer. Zusätzlich führen die festen Vorgaben zu hohen Schulungskosten. Das ist alles Andere als flexibel. Noch gravierender ist dieser Nachteil bei Shop-Systemen. Sie eignen sich für Händler von Waren, nicht aber für Dienstleister. Sehr einfach und flexibel sind dagegen Blog Systeme. Ursprünglich wurden sie für Hobby Redakteure entworfen. Dadurch vereinen sie alle wichtigen Eigenschaften für unser Projekt. Sie sind einfach, unkompliziert und sehr flexibel. Es gibt viele Erweiterung, die zum Ausprobieren einladen. Und das oft zu digitalen Themen. Damit werden sie zu wertvollen Hilfen in einem für uns anspruchsvollen Feld.
Rechtskram
Die Gesetze geben uns einen Rahmen vor. Wer die Grenzen und Anforderungen daraus nicht kennt, wird bestraft.
Pflichtangaben
Mittlerweile ist allgemein bekannt, dass jede digitale Präsenz ein Impressum braucht. Egal ob eine Internetseite, ein Facebook Profil oder ein Twitter Feed das Impressum darf nie fehlen. Es muss auf jeder Unterseite verlinkt sein und seine Inhalte sind genau vorgeschrieben. Dabei helfen kostenlose Tools, wie von E-Recht24.
Wir Steuerberater sind ein besonders Volk. Daher gelten für uns zusätzliche Regelungen. Werden Angaben vergessen, so drohen Abmahnungen. Geschäftsbriefe können auch digital sein. So sind viele E-Mails unerkannt Geschäftsbriefe und als solche gelten bestimmte Pflichtangaben.
Bilder
Menschen schauen lieber Bilder an, als Texte zu lesen. Daher wird die Digitalisierung ohne Bilder kaum möglich sein. Bei Bildern im Internet ist allerdings Vorsicht geboten. Es hat sich eine ganze Industrie herausgebildet, die nur wartet, dass sie einen Fehler machen. Denn die Nutzungsrechte bei Bildern sind komplex, und kostenlos kann schnell teuer werden.
Fotolia und Co bieten günstige Bilder an. Aber Vorsicht! Die meisten Anbieter verlangen dennoch die Nennung des Künstlers. Oft ist der Name anzugeben, manchmal nur bei redaktionellen Inhalten und selten kann darauf ganz verzichtet werden. Ich habe hier eine weniger bekannte Datenbank für Bilder gewählt.
Auch für eigene Fotos gelten Regeln. So sollte von allen Personen, die im Mittelpunkt der Bilder stehen, eine schriftliche Genehmigung eingeholt werden. Das gilt insbesondere für Mitarbeiter. Was passiert denn im Falle einer Kündigung?
Datenschutz
Und schließlich werden die Daten im Internet aus der ganzen Welt in die ganze Welt geschickt. Der Luxus der einfachen Vernetzung verpflichtet. Denn als Steuerberater vertrauen uns Mandanten ihre persönlichen Daten an. Daher sind wir verpflichtet diese Daten zu schützen. Sobald wir neue Technologien einsetzen, so müssen wir genau wissen, was mit diesen Daten wo passiert. Wenn wir die Daten in fremde Hände geben, weil wir einen digitalen Helfer engagieren, so müssen wir diesen zur Sorgsamkeit verpflichten.
Fragen wir Daten auf der Homepage ab, so müssen wir an einiges denken. Dabei reicht schon eine E-Mail-Adresse für den Mandantenbrief.
Wir müssen dann verhindern, dass kein Anderer zuhört. Das kann man mit einer SSL-Verschlüsselung.
Eine schriftliche Vereinbarung zwischen uns und dem Service Anbieter haben. Bei einer eigenen Lösung mindestens zwischen uns und dem Provider.
Wir müssen dokumentieren, was mit den Daten passiert. Dabei getroffenen Sicherheitsmaßnahmen sind festzuhalten.
Wir müssen unseres Mandanten fragen, ob das in Ordnung geht. Dafür gibt es übrigens Datenschutzerklärungen.
Das resultiert schon aus unseren Berufspflichten. Es folgt aber auch aus dem Datenschutz Gesetz und eine Nichteinhaltung wird hoch bestraft. Die Regeln gelten daher nicht nur für uns, sondern auch für alle Unternehmen.
Dürfen wir Anbieter im Ausland für diese Dienste verwenden? JEIN, nur falls wir oben gesagtes versichern können. Woher wissen wir aber, ob die Gesetze im Ausland die Bedingungen erfüllen?
Dank der EU Datenschutz Reform ist das in der EU spätestens ab dem 25. Mai 2018 sicher.
Bei Unternehmen aus den USA, dann, wenn diese nach dem Privacy Shield zertifiziert sind. Eine Liste mit solchen Unternehmen ist im Netz verfügbar.
Die obigen Verpflichtung gelten auch in diesen Fällen alle. Auf die Plätze, fertig, go Digitalisierung.
Tool
Aus vielen Blog Systemen habe ich mich für WordPress entschieden. Ein Vorteil von WordPress liegt in seiner hohen Verbreitung:
Daher entwickeln viele Programmierer das System fort.
Das ist auch der Grund, warum eine große Auswahl an Vorlagen zur Verfügung stehen. Oder viele Designer diese Aufgabe übernehmen können.
Ebenfalls gut ist, dass die Zielgruppe keine Profis sind.
Deshalb sind teure Schulungen ein No-go.
Und es werden keinerlei technischen Fähigkeiten vorausgesetzt.
Auf der anderen Seite bringt die hohe Verbreitung Probleme. Die Folge sind automatisierte Angriffe. Hier können Plug-Ins oder Anbieter, die die technische Pflege übernehmen, Abhilfe schaffen. Ich habe mich letzt endlich für ein Plug-In entschieden. Es kümmert sich um die Gefahren. Dennoch ist ein sorgsamer Umgang mit den Passwörtern notwendig. Die Passwörter sollten mindestens aus 10 Zeichen, Groß- und Kleinbuchstaben sowie Zahlen und Sonderzeichen bestehen.
Vorlage eines Frame works
Nachdem ich ein Werkzeug gewählt habe, muss ich das Rad - Gott sei dank - nicht neu erfinden. Der Mandant soll sich auf der Homepage wohl fühlen. Das tut er, wenn er sich in seiner gewohnten digitalen Umwelt bewegt. Er will nicht extravagante Benutzerführungen, sondern eine Struktur, die er kennt. Sicherlich hat er aber nichts gegen dezente Akzente.
Zu diesem Zweck, gibt es ein großes Angebot für Vorlagen. Ich habe mich für eine schlichte Variante entschieden. Sie beinhaltet einerseits viele Elemente, mit welchen wir später experimentieren können. Auf der anderen Seite ist sie sehr einfach zu bedienen. Außerdem baut Divi auf gewohnte Elemente für den Nutzer auf.
Diese werden im Web übrigens oft in Frameworks gebündelt. Eines der Bekanntesten wäre Bootstrap, das die Design Elemente von Twitter versammelt. Auch ein Ausfluss der Digitalisierung.
Ready, steady, go Digitalisierung!
Fast am Ziel. Nachdem die Zutaten bekannt sind, brauchen wir noch einen Kochtopf. Einen Platz von welchem aus, wir die digitale Präsenz betreiben können. Ich habe dafür einen Cloud-Provider gewählt. Bei diesem konnte ich den Standort auf Frankfurt in Deutschland eingrenzen. Da er alle wichtigen Zertifikate hat, kann ich darauf vertrauen, dass er eine gewisse Sicherheit bietet.
Damit mich die Besucher erreichen können, gibt es Domains. Vorerst greife ich auf die taxenius.de zurück. Damit nicht jeder meine Besucher ausspionieren kann, habe ich für die Domain ein SSL-Zertifikat eingerichtet. Und los gehts!
Auf die Frage nach der Definition für Digitalisierung, sind die Antworten oft technischer Natur. Kann es sein, dass Digitalisierung und Technisierung verwechselt wird? Wir fragen uns doch, wie verändert die Technik unsere Arbeit und Unternehmen?
Ausgangspunkt für eine Definition ist diese Präsentation aus Theorie und Praxis. Daneben gibt zahlreiche Studien mit ähnlicher Interpretation.
Unter „Digital Transformation“ verstehen wir die Kombination von Veränderungen in Strategie, Geschäftsmodell, Organisation / Prozessen und Kultur in Unternehmen durch Einsatz von digitalen Technologien mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Wichtige Punkte sind:
Technikermöglicht neue Strategien und Geschäftsmodelle. Das Unternehmen und die Prozesse können anders organisiert werden. Die Kultur in Unternehmen verändert sich dadurch.
Digitalisierung ist aber nicht nur technische Digitalisierung!
Digitalisierung hat das Ziel der Gewinnmaximierung.
Der Weg zu diesem Ziel fehlt. Er findet sich aber hinten in den Folien. Es ist die Kundenorientierung.
Durch die Technik, nähern wir uns dem Mandanten an. Denn wir bekommen mehr Informationen früher. Wollen wir diesen Vorteil ausschöpfen, müssen wir agiler agieren und nicht träge reagieren. Sonst verpufft dieser Vorteil.
Und schließlich das Wichtigste. Wir müssen unsere Mandanten verstehen lernen. Nicht durch unsere Steuerberaterbrille, also was ist aus steuerlicher Sicht gut für unseren Mandanten. Denn das können wir gut. Sondern vielmehr: Bei welchen funktionalen, emotionalen und sozialen Aufgaben schöpfen wir bei unserem Mandanten Wert?
Funktionale Aufgaben
Früher haben uns die Mandanten einen Pendelordner vorbei gebracht. In komplexen Fällen haben wir Briefe geschrieben. Wenn es schnell gehen musste, haben wir zum Telefon gegriffen.
Heute bekommen wir E-Mails. Dokumente werden drahtlos und digital übermittelt. Unmittelbar nachdem etwas passiert ist, empfangen wir eine Whats-App. Die Informationen tröpfeln früher ein. Und Mandanten erwarten eine schnelle Reaktion.
Früher haben die Menschen Wasser aus den Flüssen geschöpft. Später ist das Wasser über Leitungen direkt in die Häuser geflossen. Durch die technische Innovation der Wasserleitung sind ganz neue Anwendungen für immer mehr Bürger möglich (Dusche, Fußbodenheizung, ...).
Warum optimieren wir nicht die funktionalen Aufgaben unserer Mandanten? Planen mit Ihnen die Informationsleitungen. Erkunden dabei Möglichkeiten der Wertschöpfung beim Mandanten.
Emotionale und soziale Aufgaben
Unser Wertangebote zu diesen beiden Aufgaben werden immer wichtiger. Denn Maschinen können funktionale Aufgaben dank des Fortschritts immer effizienter übernehmen. Sie sind aber unfähig, wenn es um emotionale und soziale Aufgaben geht. Daher ist ein Kennzeichen der Digitalisierung, dass der Mandant immer mehr in den Mittelpunkt rückt.
Jetzt dürfte das Titelbild für das Projekt auch verständlicher sein. Es ist der glückliche Mandant in der Hängematte. Er fühlt sich pudelwohl. Denn bei seinem Steuerberater ist die digitale Sonne aufgegangen.
Dreiteilung
Die drei Aufgabenbereichen fordern eine Zweigleisigkeit unserer Kanzleiprozesse. Zwar haben Mandanten funktional ähnliche Aufgaben. Diese können digital optimiert werden. Allerdings schätzen einige Mandanten die Unterstützung bei emotionalen und sozialen Problemen mehr wert. Denn es wird immer einen Handwerker Müller geben, der sich digital unwohl fühlt.
Zum Abschluss ein Videos zu diesen Thema (leider in Englisch). Es fasst Digitalisierung sehr gut zusammen.
Die Diskussion ist eröffnet. Ich freue mich auf Impulse. Bitte alle Kollegen einladen.